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Im Gespräch mit Pascal Seeger, Geschäftsführer von Arval (Schweiz) AG und Vorstandsmitglied des Verbandes Swiss eMobility, erfahren wir, weshalb die Elektromobilität immer weiter in Fahrt kommt.

Die Elektromobilität ist im Trend. Weshalb sind nicht schon mehr Elektrofahrzeuge auf unseren Strassen unterwegs?

Der Wechsel auf Elektrofahrzeuge geht vorwärts. Obwohl das Thema sehr aktuell ist, ja sogar im Trend liegt, gibt es immer noch Fahrzeuge, die für unsere Flottenkundschaft nicht wie gewünscht verfügbar sind, sei es in den benötigten Mengen oder Segmenten. Die Zahl der Neuzulassungen ist jedoch sehr erfreulich: 2020 waren es bei Arval 8% vollelektrische Personenwagen, ein Rekordergebnis für uns. Im ersten Halbjahr 2021 wurden in der Schweiz bereits rund 9.9% reine Elektrofahrzeuge (Personenwagen) neu eingelöst und Arval ist bei über 10% bei den Neueinlösungen.

Nach anfänglicher Zurückhaltung interessieren sich die Leute für die Elektromobilität. Was braucht es, damit der Anteil an Elektrofahrzeugen in der Schweiz weiter ansteigt?

Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Es braucht eine attraktive Fahrzeugpalette. Die meisten Fahrzeughersteller haben den Trend hin zur Elektromobilität erkannt und arbeiten daran, ihre Modellreihen um elektrifizierte Fahrzeuge zu erweitern. Daher kommen laufend neue Modelle auf den Markt. Das hilft, die Transformation voranzutreiben. In der Zwischenzeit haben viele grosse Hersteller kommuniziert, dass sie mittelfristig komplett auf die Elektromobilität setzen und keine Verbrenner mehr herstellen werden – dem Elektrofahrzeug gehört somit die Zukunft.

Ebenso wichtig ist ein gut ausgebautes Ladenetz und die Schweiz bietet heute schon eines der dichtesten Ladenetze weltweit. Am häufigsten wird zu Hause oder am Arbeitsplatz geladen, deshalb sollten die notwendigen Vorkehrungen getroffen werden, damit möglichst viele Personen die Möglichkeiten erhalten, zu Hause oder am Arbeitsplatz laden zu können. Hier wäre es begrüssenswert, wenn es ein «Recht auf Laden» zu Hause geben würde, sprich, dass wie in anderen Europäischen Ländern Mieterinnen und Mieter sowie Stockwerkeigentümerinnen und -eigentümer den Anspruch darauf haben, eine eigene Ladestation installieren zu dürfen. Hierfür setzen wir uns als Verband ein.

Ein weiterer Faktor bildet das Know-how bezüglich Reichweite und Ladung. Die meisten Autofahrerinnen und -fahrer kennen ihr Mobilitätsverhalten nicht und sind unsicher wegen der Ladesituation. Die meisten Fahrten liegen in der Schweiz jedoch unter 40 Kilometern, diese können mit der Ladestation zuhause problemlos abgedeckt werden. Die Ladung zu Hause bietet Vorteile: sie ist bequem, kostengünstig und deckt fast alle Fahrten des täglichen Gebrauchs ab. So muss ich mir fast nie Gedanken darüber machen, ob ich noch laden muss.

Und wenn man doch längere Strecken fährt?

Längere Strecken werden über das öffentliche Schnelllade-Netz abgedeckt. Bei längeren Fahrten sollten Pausen eingelegt werden und während solchen 15 Minuten-Pausen, wird das E-Auto mit der notwendigen Menge an Strom versorgt, um ans Ziel zu gelangen.

Wie sind Elektrofahrzeuge preislich einzuordnen?

Da gilt es alle Faktoren, also die Gesamtkosten, zu betrachten, nicht nur den Anschaffungswert. Beim Betrieb ist es so, dass ein Elektrofahrzeug günstiger ist als ein vergleichbares Fahrzeug mit konventionellem Antrieb. Der Kostenvorteil im Unterhalt kann bis zu rund 50% betragen.

In vielen Kantonen gibt es Steuerreduktionen, zweitweise wird gar keine Strassenverkehrsgebühr verlangt. Der Kanton Thurgau zum Beispiel fördert Elektrofahrzeuge, was zu einer erhöhten Nachfrage an E-Fahrzeugen führte. Wir vom Verband Swiss eMobility würden uns jedoch wünschen, dass die Fördermassnahmen und Vergünstigungen schweizweit einheitlicher wären. Die Kundinnen und Kunden verlieren den Überblick und wissen oft gar nicht, dass sie einen Beitrag erhalten würden.

So betrachtet kostet ein Elektrofahrzeug heute nicht mehr als ein konventionelles Fahrzeug bzw. ist oftmals bereits günstiger.

Was muss ein Elektrofahrzeug-Fahrer beachten, wenn er ökologisch unterwegs sein will?

Wichtig ist es, ökologisch und vorausschauend zu fahren. Zusätzlich ist der Strommix entscheidend. In der Schweiz ist der Anteil an erneuerbaren Energien recht hoch. Sinnvollerweise sollte das Elektrofahrzeug mit erneuerbarer Energie angetrieben werden. Wer zu Hause eine eigene Solaranlage installiert hat, schafft ideale Voraussetzungen dafür.

Was passiert mit den Batterien, wenn ein E-Auto am Ende der Lebensdauer angelangt ist?

Rund um das Thema Batterie entstanden zahlreiche Mythen und Falschinformationen. Tatsache ist, dass die Batterie gut recycelt werden kann. Es stimmt aber, dass die Batterie-Kapazität über die Jahre leicht abnimmt. Eine Batterie oder Teile der Batterie kann man ersetzen, um wieder die volle Kapazität zu erlangen. Die alte Batterie kann zum Beispiel zu Hause als Zwischenspeicher einer Solaranlage eingesetzt werden.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Elektromobilität?

Ich war zunächst etwas skeptisch. Inzwischen bin ich ein absoluter Befürworter, ja sogar Botschafter der Elektromobilität. Ich finde es wichtig auf unsere Umwelt zu achten. Wenn wir im Bereich der Mobilität die Transformation schaffen, können wir einen wichtigen Beitrag für die Zukunft leisten. Zudem ist der Fahrspass bei einem Elektrofahrzeug enorm und der Fahrkomfort durch die Ruhe sehr hoch.


Besten Dank für das Gespräch!
Pascal Seeger, Managing Director von Arval Schweiz AG und Vorstandsmitglied von Swiss eMobility
Pascal Seeger, Geschäftsführer von Arval (Schweiz) AG und Vorstandsmitglied des Verbandes Swiss eMobility

Über Arval

Arval ist ein Tochterunternehmen der BNP Paribas. Als Spezialist für Full-Service-Leasing und neue Mobilitätslösungen bietet Arval grossen internationalen Konzernen ebenso wie kleineren Unternehmen und Privatkundinnen und -kunden flexible Lösungen, die es ermöglichen, nahtlos und nachhaltig unterwegs zu sein. Arval Schweiz mit Sitz in Rotkreuz beschäftigt rund 80 Mitarbeitende und verwaltet über 16‘000 Fahrzeuge.

Über den Verband Swiss eMobility

Der Verband Swiss eMobility unterstützt die Schaffung der politischen und institutionellen Grundlagen für die Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz. Er befasst sich mit wirtschaftlichen, rechtlichen, technischen, strukturellen, ökologischen und sozialen Fragen der Elektromobilität, gibt Empfehlungen ab und trifft Massnahmen zuhanden von Behörden und Parlamenten.