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Wie ein Teil der Mobilität der Zukunft aussehen könnte, veranschaulicht uns seit einigen Jahren der Autohersteller Tesla. Der US-Autobauer machte Elektroautos salonfähig und bewies, dass ein reiner Elektroantrieb durchaus alltagstauglich ist. Die Statistiken zeigen, dass Elektroautos gekommen sind, um zu bleiben: 2020 befanden sich bereits zwei reine Elektroautos unter den 15 meistverkauftesten Autos in der Schweiz.

Die Autos von Tesla sind jedoch nicht nur in der Elektromobilität Wegbereiter. In allen Fahrzeugen von Tesla ist serienmässig Hardware für autonomes Fahren verbaut. Der «Autopilot» von Tesla ist zwar noch kein Ersatz zum aufmerksamen und wachen Sitzen im Fahrersitz, doch zeigen die Fahrassistenten von Tesla, wie die Zukunft der Mobilität mit autonomem Fahren aussehen könnte.

Was bedeutet autonomes Fahren?

Ein autonomes Fahrzeug fährt vollständig ohne steuernde oder unterstützende Person im oder ausserhalb des Fahrzeuges. Helfen Assistenzprogramme bei der Steuerung, Beschleunigung oder Bremsung des Fahrzeuges, wie es beispielsweise bei Teslas Fahrzeugen geschieht, spricht man von automatisiertem Fahren. Automatisiertes Fahren ist deshalb quasi eine Vorstufe zum autonomen Fahren.

Ist autonomes Fahren in der Schweiz erlaubt?

Autonomes Fahren ist im Schweizer Gesetz nicht erlaubt, nur ein teilautomatisierter Betrieb von Fahrzeugen ist erlaubt. Das schweizerische Strassenverkehrsgesetz (SVG) verlangt von der fahrenden Person zu jeder Zeit die Beherrschung über das Fahrzeug, um den Vorsichtspflichten gemäss Art. 31 Abs. 1 SVG nachzukommen. So liegt die Verantwortung über das Fahrzeug auch bei der fahrzeugführenden Person. Zudem steht in der Verkehrsregelverordnung (VRV), dass die Aufmerksamkeit auf Strasse und Verkehr liegen muss und das Steuerrad beim Fahren nicht losgelassen werden darf.

Noch möchte die Schweiz mit der Zulassung von autonomen Fahrzeugen zuwarten, bis die nötigen technischen Nachweise vorliegen und der internationale Rechtsrahmen weiterentwickelt wurde. Das nationale Recht soll diesen Entwicklungen nicht hinterherhinken, schreibt das ASTRA.

Wird sich autonomes Fahren durchsetzen?

Bedingt durch die Rechtslage ist autonomes Fahren auf Schweizer Strassen noch kein Thema. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs gab und gibt es jedoch einige Pilotprojekte auf einzelnen, oftmals eher kurzen Buslinien. In Neuhausen am Rheinfall fuhr ein Bus autonom von der Stadt zum Rhein und in Sitten fuhr bereits 2015 ein autonomes Postauto die Innenstadt ab. Ähnliche Projekte gab es auch in Zug, Lausanne oder auch Freiburg. Viel mehr als erste Gehversuche waren all diese Projekte in der Schweiz noch nicht. Hauptziel war meist, die aktuellen Grenzen der Technik im autonomen Fahren zu erfahren und die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber autonomen Fahrzeugen zu testen.

In einer Studie vom Schweizer Städteverband zu denkbaren Anwendungen und Effekten vom autonomen Fahren in der Schweiz sehen die Autorinnen und Autoren die Chancen, eine Vorreiterrolle einzunehmen, gerade beim Schweizer ÖV. Der strassengebundene ÖV erhalte durch die Vollautomatisierung vorerst insbesondere im Nahverkehr neue Perspektiven. Längerfristig bestünde die Möglichkeit, die Mobilität nachfrageorientierter zu gestalten und bestehende Bündelungen durch Kurse und Linien aufzuheben.

Geht es um autonomes Fahren im Individualverkehr, werde die Schweiz gemäss der Studie weniger zur Vorreiterin werden und eher grösseren Autonationen wie Deutschland nachziehen, sobald die internationalen Rahmenbedingungen geschaffen sind. Ähnlich sieht das Lars Truttmann vom Verein Elektromobilität Zug: «Ob sich autonomes Fahren in der Schweiz durchsetzen wird, hängt von vielen Faktoren ab wie dem Gesetz oder der Akzeptanz der Bevölkerung und wird wohl noch einige Jahre dauern.»

Eine Studie im Auftrag des deutschen ADAC prognostiziert, dass sich automatisiertes und autonomes Fahren nur langsam durchsetzen wird. Als Hauptgrund wird die lange Lebenszeit von Fahrzeugen genannt, weshalb sich ein Bestand an autonomen Fahrzeugen nur langsam aufbauen kann. Die Studie rechnet damit, dass ab 2030 der Bestand von Fahrzeugen mit Autopilot langsam steigen wird. Mit einer relevanten Zahl von autonomen Fahrzeugen rechnet die Studie nicht vor 2040.

Remo Müller von allthisfuture, dem WWZ-Innovationslabor, glaubt, dass sich autonomes Fahren bis in die 30er-Jahre durchsetzen wird: «Dann wird ein ähnlicher Effekt eintreffen, wie nach der Einführung des Sicherheitsgurts: Ohne ihn fühlt man sich weniger sicher. Es kommt der Zeitpunkt, ab dem es als sicherer angesehen wird, von einer Maschine chauffiert zu werden, die die Umgebung mehrere tausend Mal pro Sekunde auf Gefahren prüft.»

Welchen Stellenwert autonomes Fahren in der nahen Zukunft der Mobilität einnehmen will, ist noch schwer vorauszusagen. Aktuell ist autonomes Fahren noch mehr Science Fiction als die Realität. Doch auch andere Entwicklungen in der Mobilität brauchten seine Zeit: Zwei Jahrzehnte lang waren Elektroautos Mauerblümchen der Mobilität, bis jetzt innert kurzer Zeit immer mehr Elektroautos die Listen der Neuzulassungen empor zu klettern begannen.